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Ehemalige Bürgermeister der Stadt Treuchtlingen

Werner Baum: 2008 bis 2020

Werner Baum, Bürgermeister von 2008 bis 2020

"Die Arbeit als Bürgermeister und im Stadtrat steht oft genug im Schatten der Bundes- und Landespolitik und wird höchst selten mit Dank und Anerkennung verbunden. Für ihre Inhaber sind sie in aller Regel mit vielfältigen Belastungen und meist mit Ärger verbunden, von der zeitlichen Beanspruchung ganz abgesehen. Unsere kommunale Selbstverwaltung basiert aber mit gutem Grund auf dem ehrenamtlichen Element und der demokratischen Wahl durch die Gesamtheit der Bürgerinnen und Bürger Treuchtlingens. Das wird uns im „Hauptorgan“ unserer Stadt – immer wieder dann bewusst, wenn wir bei den Beratungen an die Begrenzungen stoßen, die uns von den Parlamenten im Bund und im Land gesetzt sind. Als Stadt sind wir in unseren Entscheidungen längst nicht so frei, wie wir es uns wünschen – und wie es – ich sage das ganz offen – zur Lösung der anstehenden Probleme hilfreich wäre. Diese nüchterne Feststellung möchte ich unserer heutigen festlichen Veranstaltung vorausschicken. Denn jetzt steht Werner Baum im Mittelpunkt, eine Persönlichkeit die oft genug erlebt hat, was es als verantwortungsbewusster Kommunalpolitiker heißt, mit den nicht selten schweren umzusetzenden und oft genug praxisfernen Vorgaben der Gesetzgeber zurecht zu kommen.

 

Während Deines langen politischen Wirkens für Deine Heimatstadt Treuchtlingen hast Du Dich über alle Maße um die Bürgerinnen und Bürger gekümmert. Dir war und ist es ein Anliegen, dass gerade diejenigen nicht in Vergessenheit geraten, deren Stimme nicht laut genug ist. Bei Deiner Arbeit hast Du stets nach Deinem Grundsatz gehandelt, Schwierigkeiten nicht aus dem Weg zu gehen, sondern sie aus dem Weg zu räumen. Deshalb hast Du Dich auch nicht – wie ich eingangs schon gesagt habe – von scheinbar unumstößlichen Hemmnissen beeinflussen lassen. Für Dich galt ein Wort von Franz Kafka: „Verbringe nicht die Zeit mit der Suche nach einem Hindernis – vielleicht ist auch keines da“. Diese Maxime über 12 Jahre als Bürgermeister hinweg durchzuhalten, war nicht immer einfach. Es ist mühevoll, Auswege aus Situationen zu finden, die ausweglos erscheinen. Du hast Dich in all den Jahren nie mit Deiner Meinung hinter dem Berg gehalten. Bereits als junger Stadtrat, in Deinen Anfangsjahren, hast Du Deine Ideen und Vorschläge im Stadtrat voll Engagement eingebracht.

 

Seit Beginn Deiner Tätigkeit als Bürgermeister, am 01.05.2008, richtest Du das Augenmerk auf die kommunalen Einrichtungen, die Ansiedlung verschiedenster Institutionen und Betriebe, die Sanierung der Kindergärten und Schulen in der Stadt und den Ortsteilen, aber auch die „Pflege“ der bereits vorhandenen Betriebe und Einrichtungen. Mit Deiner Wiederwahl am 16.03.2014 konntest Du bereits angestoßene Projekte in weiteren 6 Jahren Bürgermeister-Tätigkeit abschließen bzw. weiter voran bringen. Jedoch waren auch während Deiner Amtszeit nicht immer nur schöne und erfreuliche Dinge zu erledigen, die auch sehr emotional geprägt waren, wie beispielsweise die Schließung des Gesundheitszentrums und des Seniorenwohn- und pflegeheims. Dennoch hast Du/haben wir im Stadtrat eine Lösung gefunden, mit welcher die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie auch die Bewohnerinnen und Bewohner zufrieden waren, nämlich der Weiterbetrieb des Seniorenzentrums an der Altmühltherme durch das BRK Südfranken sowie der Ansiedlung einer Fachklinik für Psychosomatik durch die Bezirkskliniken Mittelfranken.

 

Du gehörst seit Juli 2008 dem Bau- und Planungsausschuss des Bayerischen Städtetags und seit Mai 2011 dem Sportausschuss des Deutschen Städtetags an um auch weit über die Region hinaus die Interessen Treuchtlingens zu vertreten. Von 1990 bis 2007 trugst Du den Vorsitz der SPD-Stadtratsfraktion. Seit Oktober 1995 bist Du Mitglied im Kreistag Weißenburg/Gunzenhausen. Hier hat sich Deine Wiederwahl am 15.03.2020 bestätigt.

 

Du bist nicht nur politisch sehr aktiv, auch ehrenamtlich seit Deiner Jugend als Jugendleiter bei der DAV-Sektion. Dem Burgverein gehörst Du seit 1975 an, seit 1985 bist Du dort auch Erster Vorsitzender und setzt Dich hauptsächlich für die Sanierung und Forschung der Burgruine ein.

 

Für Dein 18-jähriges ehrenamtliches und kommunalpolitisches Engagement wurde Dir im Jahr 2002 der Silberne Ehrenring der Stadt Treuchtlingen verliehen.

Heute ist der Tag, Dir für Deinen unermüdlichen Einsatz zuerst als langjährigen Stadtrat (1984 – 1996 JG; 1996 – 2008 SPD = 24 Jahre Stadtrat) und anschließend als Ersten Bürgermeister der Stadt Treuchtlingen (2008 -2020 = 12 Jahre) Dank und Anerkennung auszusprechen. Dies soll hier in aller Form geschehen. Für Dich mag all das, was Du für Deine Heimatstadt Treuchtlingen getan hast, selbstverständlich und Ausdruck Deines Pflichtbewusstseins gewesen sein. Für unser Gemeinwesen ist Dein Wirken ein Glücksfall, dessen Dimension uns allen gerade am heutigen Tag bewusst ist."

Laudatio von Klaus Fackler, Dritter Bürgermeister, der Stadt Treuchtlingen am 23.04.2020

Wolfgang Herrmann: 1984 bis 2008

Wolfgang Herrmann, Bürgermeister von 1984 bis 2008

Wolfgang Herrmann hatte bereits bei der Stadt Treuchtlingen seine Ausbildung absolviert. Neben den einschlägigen Verwaltungsprüfungen hat er das staatliche Wirtschaftsdiplom als Betriebswirt erworben und sich damit fachübergreifendes Wissen angeeignet. 1973 wurde er Leiter des städtischen Ordnungsamtes und wechselte 1982 als Werkleiter zu den Stadtwerken, wo er auch für das Thermal- und Wellenbad verantwortlich war.

1984 wurde der damals 35jährige mit dem beachtlichen Stimmenergebnis von 62,3 Prozent zum Ersten Bürgermeister gewählt. Gleichzeitig zog er als Kreisrat in den Kreistag ein.

Er ist seit Mai 1990 Mitglied im Rettungszweckverband Schwabach bzw. im Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Mittelfranken-Süd. Von 2002 bis 2005 war er im Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens "Kliniken des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen" vertreten. In seiner Amtszeit wurde er in verschiedene Ausschüsse des Bayer. Städte- und Gemeindetages berufen.

Daneben ist Wolfgang Herrmann seit 1980 Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerkes. Im September 2004 bekam er vom Bayer. Innenministerium die Kommunale Verdienstmedaille in Bronze ausgehändigt.

In seine Amtszeit fielen eine große Zahl von Bau- und Erschließungsmaßnahmen, wie zum Beispiel

  • der Bau der neuen Altmühltherme samt Kurmittel- und Bewegungszentrum sowie Freibad. Die gegenwärtig laufende Modernisierung der Altmühltherme hat er noch auf den Weg gebracht.

  • die Erweiterung des Stadtkrankenhauses und Sicherung des Fortbestandes des Krankenhauses durch die Kooperation mit dem Klinikum Ingolstadt,

  • die Fortsetzung der Altstadtsanierung inkl. Auslobung eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs, u.a. Neugestaltung des Kirchplatzes und der Bahnhofstraße, Neubebauung des Ärztehauses mit Tiefgarage und Rathausplatz, der Luitpoldarkaden und der Randbebauung an der Oettinger Straße (EDEKA),

  • die Sanierung und der Ausbau des Treuchtlinger Bahnhofes sowie die Schaffung von zusätzlichen Park-&-Ride-Plätzen,

  • die Einrichtung des Informationszentrums Naturpark Altmühltal im Stadtschloss inklusive Umweltzentrum, die Anlage eines Kurparks mit Renaturierung der Altmühl, die Schaffung von Reisemobil-Stellplätzen,

  • die Aufrüstung und der Ausbau der Treuchtlinger Kläranlage sowie der Anschluss der Ortsteile Falbenthal, Wettelsheim, Bubenheim, Windischhausen, Graben und Grönhart an die Zentralkläranlage Treuchtlingen

  • die Sanierung des Alten Forsthauses zum Kulturzentrum, die Sanierung und Modernisierung der Stadthalle, des Senioren- und Jugendtreffs, des Rathauses, der Neu- und Ausbau von Feuerwehrgerätehäusern und die Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen, die Sanierung der Aussegnungshalle am Treuchtlinger Friedhof, der Ausbau der ehem. Czernohausscheune zur Stadtbücherei, die Erweiterung bzw. Neubau von Kindergärten in Auernheim, Gundelsheim, Schambach, Treuchtlingen und Wettelsheim. Der Bau einer Mehrzweckhalle in Auernheim und einer Kleinsporthalle in Wettelsheim. Der Neubau des städt. Bauhofes sowie die Sanierung, Erweiterung und Umgestaltung des Volkskundemuseums und vieles andere mehr.

Die Schaffung und der Ausbau der Industrie- und Gewerbegebiete in Treuchtlingen und Wettelsheim sowie die Ansiedlung von Industriebetrieben - und damit auch Schaffung neuer Arbeitsplätze - lagen ihm besonders am Herzen. Weiter wurden die Dorferneuerungen in den Ortsteilen durchgeführt, neue Wohngebiete erschlossen und viele Straßen saniert bzw. ausgebaut.

In Sachen Umweltpolitik brachte Wolfgang Herrmann Treuchtlingen ebenfalls weit nach vorne: So wurden Pilotprojekte in Sachen Arten- und Biotopschutz (z.B. Renaturierung der Altmühl, Schaffung eines Biotopes bei Graben und Dietfurt, Streuobstwiesen, Straßenbegleitgrün usw.), der Einsatz umweltfreundlicher Energietechniken (z.B. in der Altmühltherme, Wasserkraftanlage am Möhrenbach, Erdgastankstelle, Hackschnitzelheizung in Wettelsheim, Photovoltaikanlagen und Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung) unterstützt bzw. ausgeweitet und es wurde eine Beratungsstelle des Energietechnologischen Zentrums Westmittelfranken in Treuchtlingen gegründet.

Erwähnenswert ist auch sein kulturelles Engagement. So wurden in seiner Amtszeit die städtische Musikschule und die "Schlossbühne" ins Leben gerufen sowie die Stadt- und Jugendkapelle gegründet. Die Städtepartnerschaft mit der italienischen Stadt Ponsacco (Toskana) im Jahr 2003 hat er ebenfalls ins Leben gerufen.

Dem Sport ist er von Anbeginn verbunden gewesen. Unterstützung von Sport- und Schützenvereinen, Erneuerung der Kunststoffbeläge und der Anlage von Basketballspielfeldern sowie der Tribüne und einer Flutlichtanlage an der Bezirkssportanlage waren ihm ein Anliegen.

Für seine herausragenden bürgerschaftlichen Leistungen erhielt er im April 2008 den Goldenen Ehrenring der Stadt Treuchtlingen überreicht.

 

(Quelle: Treuchtlinger Heimatbuch)

Hans Döbler: 1956 bis 1984

Hans Döbler, Bürgermeister von 1956 bis 1984

In seiner 28-jährigen Dienstzeit hat Bürgermeister Hans Döbler die Entwicklung Treuchtlingens zu einem modernen Gemeinwesen geprägt. Als der Zug der Eisenbahn für die Stadt abgefahren war, versuchte er, mit dem Konzept einer Betriebs-, Wohn- und Erholungsgemeinde den Anschluss an die Zukunft zu gewinnen. Mit der ihm eigenen Zähigkeit, Entschlussfreude und Beredsamkeit verfolgte er diese Ziel fast drei Jahrzehnte lang. Viele Wegbegleiter unterstützten ihn dabei.

Es begann am 1. Mai 1955. Der damalige Stadtkämmerer Döbler saß zusammen mit seiner Frau auf der "Ziegelhütte". Da traten einige Treuchtlinger SPD-Leute auf ihn zu und wollten ihn gewinnen, als Bürgermeister zu kandidieren, „Treuchtlingen braucht einen jungen Bürgermeister“, war ihr Argument. Die Entscheidung, dieses Angebot anzunehmen, fiel nicht leicht. Manches Gespräch - auch im Familienkreis - wurde geführt. Dann war der damals 41jährige bereit, die Herausforderung anzunehmen, sich für seine Heimatstadt zu engagieren.

Der zumindest aus der Sicht der beiden 72jährigen Gegenkandidaten Fritz Korn (FDP) und Karl Lebensberger (CSU) junge Mann hatte schon eine Lebens- und Berufserfahrung hinter sich, die ihn die Verantwortung nicht scheuen ließ. Der Treuchtlinger Eisenbahnersohn wurde während der Ersten Weltkrieges geboren; seine Jugend war geprägt von der Not der Nachkriegszeit, später dann von Massenarbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise. Die Hoffnungen des Dritten Reiches mündeten in Arbeitsdienst, Wehrpflicht und Kriegsdienst. Der Res.-Offizier Döbler entkam verwundet der Hölle von Stalingrad. Der Zusammenbruch Deutschlands war für die enttäuschte Generation schwer zu überwinden.

Nach dem Krieg fing der gelernte Sparkassenbeamte Hans Döbler dann klein im Treuchtlinger Rathaus an. Dabei gewann er einen Einblick in fast alle Sparten der damals noch recht unkompliziert aufgebauten Verwaltung. 1951 wurde er nach dem plötzlichen Tod des Stadtkämmerers Geuder dessen Nachfolger. Er erinnerte sich noch bei seiner Verabschiedung an die mühevolle Einarbeitungszeit und wie dornenvoll der Weg der Finanzierung der ersten Nachkriegsprojekte in der kriegszerstörten Stadt war.

Hans Döbler kannte sich aus im Treuchtlinger Rathaus und wusste Bescheid über die Probleme der Stadt, als er 1956 Wahl zum Bürgermeister kandidierte. In einer sachlichen Wahlflugschrift legte der junge Kandidat sein Programm vor. Das meiste davon gilt selbst heute noch: An erster Stelle stand die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen, dann folgten die Förderung des Wohnungsbaus, das Straßenbauprogramm, die Beseitigung der Schulraumnot, Freibad, Spiel- und Sportplätze, der Bau eines Altersheimes, die Verschönerung des Stadtbildes, der Ausbau des Fremdenverkehrs und manches andere.

(Quelle: Treuchtlinger Heimatbuch)

Friedrich Korn: 1945 bis 1956

Friedrich Korn, Bürgermeister von 1945/46 bis 1956

Am 11. März 1885 in Treuchtlingen geboren, meldete er sich mit 19 Jahren zum Militär und war dort bis 1920 in der Verwaltung tätig. Ins Zivilleben zurückgekehrt, übernahm er das Papiergeschäft mit Buchhandlung Attmannspacher und engagierte sich für die Liberale Partei.

Ab 1925 war er im Stadtrat und amtierte als Zweiter Bürgermeister. Nach der Machtübernahme durch die NSDAP legte Korn seine öffentlichen Ämter nieder. Er machte aus seiner Antipathie gegenüber den neuen Herren keinen Hehl. Aufgrund einer Denunziation wurde er wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung verhaftet und ins Gefängnis nach Eichstätt gebracht. Der zu Ende gehende Krieg verhinderte eine Aburteilung. Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner entlassen, wanderte er zu Fuß in seine inzwischen zerstörte Heimatstadt zurück.

Hier wurde er zunächst als kommissarischer Bürgermeister eingesetzt, von dem am 27. Januar 1946 frei gewählten Stadtparlament in diesem Amt einstimmig bestätigt und im Jahr 1952 von der Bürgerschaft wiedergewählt.

Seine zehnjährige Amtszeit ist unlösbar mit dem Wiederaufbau Treuchtlingens verbunden: Die zerstörten Stadtwerke wurden wieder in Gang gesetzt, die zerbombten Bahnunterführungen aufgebaut, die Mädchenmittelschule wieder aufgerichtet und um eine Knabenmittelschule erweitert. Aus beiden entstand später die Staatliche Realschule. Das stark angeschlagene Krankenhaus wurde nicht nur repariert, sondern sogar erweitert, wozu Korn in München 190 000 Mark aus der McCloy-Spende und 410 000 Mark Staatszuschuss loseisen konnte. Ein neuer Kindergarten entstand, und mit dem Bau der DP-Siedlung am Galgenbuck wurde die Erschließung des östlich der Altmühl gelegenen Stadtteils eingeleitet.

Das Netz der Versorgungsleitungen kam wieder in Ordnung, die mit Bombenkratern übersäten Straßen wurden aufgefüllt und zum Teil asphaltiert. Alle zerstörten Brücken wurden zumindest behelfsmäßig instand gesetzt; am Weg nach Dietfurt entstand eine mechanische Kläranlage.

Nach dem Ausscheiden aus dem Amt des Bürgermeisters am 30. April 1956 wurde Friedrich Korn einstimmig zum Altbürgermeister ernannt. Seit Kriegsende war Korn auch Mitglied des Kreistages und wurde in Anerkennung seiner Verdienste 1958 Kreisehrenbürger. Gleichzeitig bekam er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse angeheftet. Als Republikaner von echten Schrot und Korn war er ein allseits anerkannter Mann der ersten Stunde nach dem Zusammenbruch am Ende des Zweiten Weltkrieges.

(Quelle: Treuchtlinger Heimatbuch)

Am 14. November 1960 verstarb er. Wohl noch nie sah der Treuchtlinger Friedhof eine so große Trauergemeinde. Eine Straße an der östlichen Stadteinfahrt trägt heute seinen Namen.

Andreas Güntner: 1933 bis 1945 (von den Nazis eingesetzt)

Andreas Güntner, Bürgermeister von 1933 bis 1945 (von den Nazis eingesetzt)

Der gebürtige Oberpfälzer war ursprünglich Berufssoldat und wurde im Zuge der Entmilitarisierung nach dem Ersten Weltkrieg 1920 als Eisenbahnassistent an den hiesigen Bahnhof versetzt. Frühzeitig trat er der NSDAP bei, gründete in Treuchtlingen die Ortsgruppe der Partei und wurde als Vertreter des „Völkischen Blocks“ in den Stadtrat gewählt. Am 12. Oktober 1933 nahm er dann die Stelle des hauptamtlichen Bürgermeisters ein.

Während der sechs Jahre bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden die Kleinsiedlungen im Grüntälein und am Patrich errichtet, das Rathaus in seine jetzige Form umgestaltet und das Feuerwehrhaus gebaut. Wirtschaftlich glaubte er einen Vorteil für die Stadt zu gewinnen, indem er ein Reichsarbeitsdienstlager nach hier brachte.

In Güntners Amtszeit erlebte Treuchtlingen die schwersten Schicksalsschläge seiner Geschichte. Seine Parteigenossen brannten die Synagoge nieder und vertrieben die jüdischen Mitbewohner aus der Stadt. 1945 zerstörten zwei schwere Bombenangriffe rund ein Drittel aller Wohnungen und forderten nahezu 600 Tote. 128 junge Treuchtlinger fielen an allen Fronten und 135 kehrten als Vermisste nicht zurück. Beim Einzug der Amerikaner versteckte sich Güntner mit einigen Freunden in den Wäldern des Uhlbergs, um sich nach kurzer Zeit ins Unvermeidliche zu fügen. Er kam in Internierungshaft und wurde am 9. Mai 1946 zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Dadurch verlor er auch alle Versorgungsansprüche. Nach seiner Entlassung war Güntner gebrochen an Leib und Seele und als 62jähriger nicht mehr in der Lage, einen neuen Beruf zu ergreifen. Seine Frau hatte er schon 1945 auf tragische Weise verloren. Er zog nach Traunstein, wo er auf die öffentliche Fürsorge und die Hilfe seiner nächsten Angehörigen angewiesen war. Ab 1957 bekam er wenigstens seine kleine Rente.

Am 6. April 1964 fand er neben seiner Frau im Treuchtlinger Friedhof seine letzte Ruhestätte.

(Quelle: Treuchtlinger Kurier)

Emil Otto Sommer: 1918 bis 1933

Emil Otto Sommer, Bürgermeister von 1918 bis 1933

Als der Magistrat am 7. November 1917 einstimmig den Rechtsanwalt Sommer zum rechtskundigen Bürgermeister wählte, war dieser bei der Staatsanwaltschaft in der Rheinpfalz tätig. In seiner Antrittsrede am 2. Januar 1918 umriss er bereits die Schwerpunkte seiner Arbeit: Von der günstigen Verkehrslage Treuchtlingens ausgehend, sollte die industrielle Entwicklung einen gewaltigen Aufschwung nehmen. Im Zusammenhang mit der geplanten neuen Bahnlinie Treuchtlingen – Nennslingen – Eichstätt und der Großschifffahrtstraße mit Hafen in Treuchtlingen sollte am Fuß des Nagelbergs das Treuchtlinger Industriegebiet entstehen.

Der verlorene Krieg, die Inflation, die Weltwirtschaftskrise, die Arbeitslosigkeit und der Parteienzwist in der Weimarer Republik zerstörten diese Hoffnungen. Trotzdem führte Sommer die Stadt geschickt durch all die Wirrnisse. Innerhalb der ersten fünf Jahre seiner Tätigkeit wurde Treuchtlingen elektrifiziert. Vorher hatte nur der Bahnhof elektrisches Licht. Die Bahnhofstraße wurde kanalisiert und gepflastert. In Notstandsarbeiten entstanden die Straßen nach Dietfurt und Möhren und die Wohn- und Beamtenbauten zwischen Bahngelände und Elkan-Naumburg-Straße. Die drei Genossenschaften „Eigenheim“ entfalteten unter seiner Förderung eine rührige Bautätigkeit. Nach Überwindung der Inflation gab die Stadt allein 249 228 Reichsmark für Wohnungsbau und 172 092 Reichsmark für Wasserleitungsbau aus. Ein eigener motorisierter Fuhrpark mit Straßenwalze wurde geschaffen. Vor allem verstand es Sommer, einen tüchtigen Mitarbeiterstab um sich zu sammeln und damit die Verwaltung der Stadt zu stärken und die Grundlage für zukünftige Entwicklungen zu schaffen. Unermüdlich war er darum bemüht.

Dann kam die sogenannte Machtübernahme durch die NSDAP.

Jetzt begann ein Kesseltreiben gegen den parteilosen, aber fachkundigen Bürgermeister, der den neuen Herren angeblich aus rassischen Gründen nicht mehr genehm war. Man zwang Sommer am 1. Oktober 1933 zum Rücktritt. Ohne Wort des Dankes und der Anerkennung für seine verdienstvolle Arbeit musste er mit seiner Gattin und den beiden Söhnen Treuchtlingen verlassen. Kein Bürger wagte es damals, für ihn einzutreten oder ihn wenigstens in menschlicher Verbundenheit am Bahnhof zu verabschieden.

Am 13. Juli 1936 verstarb er im Alter von 51 Jahren in Würzburg, wo er sich niedergelassen hatte.

Ob sich wohl jemand des tragischen Schicksals erinnert, wenn er durch die Bürgermeister-Sommer-Straße geht?

Karl Kraft: 1912 bis 1918

Karl Kraft, Bürgermeister von 1912 bis 1918

Kraft war ein echter Treuchtlinger Handwerksmeister. Geboren wurde er am 28. Januar 1855 und lernte das Glaser- und später noch das Schreinerhandwerk. Seine Lehr- und Wanderjahre führten ihn in die Schweiz und weit nach Frankreich hinein. In seine Amtszeit fällt der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Noch vor Beginn desselben wurde in der Treuchtlinger Flur eine erste Flurbereinigung im Anschluss an die Altmühlregulierung durchgeführt. Letztere kostete der Stadt über 600 000 Goldmark, die als Darlehen aufgenommen werden mussten. Man sieht, dass schon damals Schulden gemacht wurden, wenn es um die Verbesserung der Lebensqualität ging. Auf Anregung des Bürgermeisters wurden die Städtischen Sparkassen gegründet und ein für damalige Verhältnisse modernes Frei- und Flussbad eröffnet.

 

Kraft bemühte sich, Treuchtlingen der neuen Zeit anzupassen. Die Errichtung eines großen Zementwerks scheiterte am Eigensinn einiger Grundstückbesitzer. Am 30. April 1917 kam eine der 14 bayerischen Kanalbauinspektionen nach Treuchtlingen und nahm hier ihre mehrjährige Tätigkeit auf. Es wurde damals die Großschifffahrtsstraße Rhein-Donau projektiert. Sie sollte als sogenannte Stepperger Linie von Nürnberg über Roth – Weißenburg – Treuchtlingen – Solnhofen – Kelheim laufen. In Treuchtlingen war ein Hafen geplant. Der Eisenbahnknotenpunkt sollte durch die Linien Treuchtlingen – Suffersheim – Nennslingen – Altdorf – Eichstätt und die Linie Treuchtlingen – Wettelsheim – Falbenthal – Heidenheim erweitert werden. Aber der Krieg und sein unglückseliger Ausgang vereitelten alle Pläne. Treuchtlingen zeichnete allein bis zum 23. November 1917 301 300 Mark Kriegsanleihe. Die Turnhalle wurde vorübergehend als Feldlazarett eingerichtet und im heute verfallenen Burgstallkeller war ein russisches Kriegsgefangenenlager.

Ludwig Staudinger: 1909 bis 1912

Ludwig Staudinger, Bürgermeister von 1909 bis 1912

Staudinger war gebürtiger Augsburger (geboren am 13. August 1865). Er zog 1893 nach Treuchtlingen, um hier die Apotheke zu übernehmen, die Apotheker Huberich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts eröffnet hatte.

Fünf Jahre nach seinem Zuzug erbaute er in Treuchtlingen eine große Apotheke in der Bahnhofstraße. In seiner Amtszeit wandelten sich und Gesicht von Treuchtlingen grundlegend, weil hier die Altmühlregulierung vorgenommen wurde. Früher schlängelte sich der Fluss in zahllosen Windungen durch das Tal, und die Stadt lag in einer Flussschlaufe, die direkt am Schloss vorbeiführte. Monatelange Überschwemmungen, eine fürchterliche Schnakenplage und Fischsterben großen Ausmaßes waren die Folge.

Wie es seinem Hauptberuf als Apotheker entsprach, tat Staudinger viel für die Gesundheit der Bevölkerung. Zur Staubbekämpfung wurde ein Straßensprengwagen angeschafft, wozu er persönlich auf seine Amtsentschädigung verzichtete. Die ersten Straßenteerungen wurden probeweise durchgeführt und Abwasserkanäle in den Nebenstraßen verlegt, darunter auch durch die jetzige Fischergasse, die damals noch „Rosengasse“ hieß. Als 1911 in der Stadt Typhusfälle auftraten, ließ er die öffentlichen Brunnen nicht nur sperren, sondern sogar zuschütten und erzwang zum Missmut manchen Bürgers den Anschluss an die bestehende Wasserleitung. Übrigens zahlten damals die Hausbesitzer nur 10 Mark jährlich Wassergebühr! Trotz eines heftigen öffentlichen Streits, ausgerechnet mit dem hiesigen Arzt, sprach ihm das Stadtkollegium das Vertrauen aus.

(Quelle: Treuchtlinger Heimatbuch)

Jacob Aurnhammer: 1888 bis 1894 und 1907 bis 1909

Jacob Aurnhammer, Bürgermeister von 1888 bis 1894 und 1907 bis 1909

Er war Inhaber des ersten und ältesten Fabrikunternehmens im Ort, der „Leonischen Tressen- und Seidenmanufaktur“, die 1774 von Johann Kaspar Aurnhammer gegründet wurde. Sie war in einem später abgebrochenen Teil des Schlosses untergebracht, dass sein Urgroßvater 1798 um 3000 Gulden gekauft hatte, nachdem es schon der Spitzhacke zum Opfer fallen sollte. In seiner zweiten kurzen Amtszeit von kaum eineindrittel Jahren erwarb er von Adolf Wurzer dessen privates Gas- und Elektrizitätswerk und legte so den Grundstein zu den heutigen Städtischen Werken. Dafür musste die Stadt für 30 000 Goldmark Schulden machen. Sein Bruder Heinrich Aurnhammer, mit dem er sich nicht recht verstand, übernahm die Konkursmasse einer kleinen Fabrik in Weißenburg und gründete ein Zweigwerk der Bortenfabrik, das rasch einen blühenden Aufschwung nahm und bald das Stammhaus in Treuchtlingen überflügelte.

Bürgermeister Jacob Aurnhammer kümmerte sich besonders stark um das Vereinsleben in Treuchtlingen. Er war hier Mitglied von drei Schützenvereinen, mehreren Militärvereinen, vom Stenographenverein „Gabelsberger“ und vom Gesangverein „Harmonie“, vom Gewerbeverein und vom Radfahrverein „Germania“. Am 4. August 1908 wurde die Turnhalle eingeweiht, die er fast allein finanzierte.

Plötzlich und unerwartet starb er am 4. August 1909.

(Quelle: Treuchtlinger Heimatbuch)

Friedrich Grahl: 1894 bis 1907

Friedrich Grahl, Bürgermeister von 1894 bis 1907

Der 1846 in Treuchtlingen geborene Friedrich Grahl war Besitzer einer Seidenband-, Borten- und Tressenfabrik. Sein Name ist unauflöslich mit dem Auf- und Ausbau der jungen Stadt Treuchtlingen verbunden.

Während seiner Amtsführung erfolgte die Erhebung der Marktgemeinde zur Stadt (1898). Der Bahnhof wurde durch den Bau der Linie Treuchtlingen – Donauwörth zu einem Eisenbahnknotenpunkt erweitert (1905/1906). Durch den Straßenbau Treuchtlingen – Schambach – Suffersheim der Ort Anschluss an die jetzigen Bundesstraßen 2 und 13.

Friedrich Grahl war bemüht, dass der ehemalige Marktflecken ein städtisches Gesicht bekam: Straßenregulierungen wurden vorgenommen, oberirdische Wasserläufe und Abwassergossen unterirdisch verlegt, Gehsteige angelegt, der Friedhof mit Leichenhalle nach außerhalb der Stadt verlegt, ein Kinderheim gebaut. Sein Hauptverdienst aber liegt wahrscheinlich darin, dass er eine Wasserleitung von Suffersheim nach Treuchtlingen errichten ließ, die heute noch funktioniert.

Am 4. April 1907 legte er sein Amt infolge eines Herzleidens nieder. Der Stadtrat ernannte ihn zum Ehrenbürger.

Noch vor Aushändigung der Urkunde verstarb er am 24. Mai 1907.

(Quelle: Treuchtlinger Heimatbuch)